So schwer es mir fällt, ich werde jetzt versuchen, nicht in den allgemein leidenden Singsang einzusteigen, wie gut die Zeiten für uns Socials vor wenigen Jahren noch waren: Virale Hits noch und nöcher, gratis Reichweite wohin das Auge blickte. Wir berichteten ja bereits in den letzten Artikeln davon, dass bei Reichweiten gerade auf Facebook nichts mehr ohne Budget geht. Das ist aber auch gar nicht so schlimm, denn Bildernetzwerke befinden sich daher auf dem Vormarsch – gerade weil Instagram oder Pinterest weniger Kosten verursachen. Facebook first ist lange vorbei, du solltest deine Social Media Strategie auf mehrere Standbeine verteilen. Eine kleine Zusammenfassung zu einem Netzwerk, welches sich meiner Meinung nach weit von den anderen absetzt, sei erlaubt: Pinterest.

Funktionieren Facebook und Instagram eher chronologisch, ist Pinterest vielmehr als eine Suchmaschine zu betrachten. Ausführliche Infos dazu liest du in unserem Artikel Instagram vs Facebook. Pins (ein Pin ist auf Pinterest das, was ein Posting auf Facebook ist) haben eine wesentlich längere Halbwertszeit als Postings auf den oben genannten Plattformen.

Als Beispiel: Eine im November 2014 auf deiner Pinnwand platzierte Anleitung, wie man einen Adventskalender bastelt, bringt dir jeden November wieder Traffic. Mit Verlaub, es gibt keinen einzigen Facebookpost auf dieser Welt, der nach 4 Jahren überhaupt noch gesehen wird.

Nachteil: Um auf Pinterest gesehen – also gefunden zu werden – brauchst du zumindest basic Suchmaschinen-Skills. Eine Orientierung daran, was deine Zielgruppe sucht und eine anschließende Betextung der Pins danach, ist unumgänglich. Jahrelang war dies die einzige Möglichkeit in diesem so nützlichen Netzwerk eine Sichtbarkeit und somit auch Reichweite zu generieren. Nun endlich wurde das Versprechen wahr: die jahrelang angekündigte Ausrollung der Pinterest Ads auch für den deutschen Markt erfolgte im Februar dieses Jahres und bietet nun Werbeplätze für deine Kampagnen. Seitdem kannst du bei Pinterest Anzeigen schalten.

Screenshot von Pinterest-Suchergebnisseite

Bildnachweis: Screenshot Pinterest

Das Warten hat ein Ende: Pinterest Ads sind seit Februar verfügbar!

Endlich! Nachdem die Sektkorken geknallt haben und das Konfetti der spontanen Party, an die wir schon nicht mehr geglaubt haben, wieder weggefegt war, ging es an die Arbeit. Die ersten Unternehmenskonten wurden eingerichtet. Die große Frage nun: Wie funktioniert das Ganze? Erfreulicherweise: Wie eine Mischung aus dem so vertraut gewordenen Facebook Werbeanzeigenmanager und den langbekannten Google Ads (zu meiner Zeit noch Google AdWords). Als Werbetreibender kannst du sowohl auf ein interessenbasiertes Targeting setzen, dass an Facebook und Instagram erinnert sowie in anderen Anzeigengruppen auf bestimmte Keyword Pinterest Anzeigen schalten, um deine Kampagnenziele zu erreichen.

Screenshot Interessen-Targeting

Bildnachweis: Screenshot Pinterest

Screenshot Keyword-Targeting

Bildnachweis: Screenshot Pinterest

Gerade stellt sich bei mir persönlich so ein Effekt ein, wie ihn mir mein Vater immer bei meinen Lateinstunden versprochen hat: Meine Vorbildung aus dem SEA erweist sich als sehr nützlich – darauf, dass sich mein Latinum auszahlt, warte ich allerdings weiterhin vergeblich. Pinterest geht nämlich sogar soweit, dass die von den Google Ads bekannten Keyword Optionen genutzt werden können. Es gibt verschiedene Varianten, wie eng getargeted werden soll. Entweder entscheidest du dich für eine genau definierte Suchanfrage oder hältst das Targeting allgemeiner und lässt auch Wortvarianten deines gebuchten Keywords in deinen Anzeigengruppen zu. Zudem können Keywords ausgeschlossen werden, zu denen du auf keinen Fall angezeigt werden möchtest. Auf den ersten Blick sind wir begeistert: Die Platzierung von Pinterest Ads erfolgt für alte Advertising-Hasen und Postbooster fast intuitiv.

Intuitive Bedienung und super Ergebnisse

Was uns weiterhin bekannt vorkommt: Du kannst sowohl bereits vorhandenen Pins nutzen, die dann bevorzugt ausgespielt werden oder eben neue speziell für neue Kampagnen erstellen – auch das erinnert an die vertrauten Gefilde des Facebook Werbeanzeigenmanagers. Und noch etwas: Was auf Facebook schon fast zur Targeting-Allzweckwaffe mutiert ist (wenn nichts mehr geht, geht immerhin noch das) die Look-a-Like oder Zwillingszielgruppen hat Pinterest ebenfalls adaptiert. Diese nennen sich hier Act-a-Like Zielgruppen. Wenn du also schon Daten von Usern gesammelt hast, die sich auf deiner Website herumtreiben, kann Pinterest User identifizieren, die sich ähnlich verhalten. Die Freude könnte kaum größer sein! Voraussetzung: Ein Pixel muss dafür natürlich auf deiner Website eingebaut werden: wo kein Pixel, da keine Datenaufnahme. Auch die Kampagenziele erinnern an Facebook und Instagram: Conversions sind möglich, App Installationen sowie Kampagnen zu Steigerung von Videoaufrufen. Interaktion und Klicks sind natürlich wie immer beliebte Ziele.

Screenshot Pinterest Kampagnenarten

Bildnachweis: Screenshot Pinterest

Wir haben also sofort losgelegt. Ergebnisse? Kamen prompt! Auch mit niedrigem dreistelligem Budget. Das ist natürlich schon einmal die erste gute Nachricht: Pinterest Ads Kosten sind regulierbar und machen auch bei wenig Budget Sinn. Die zweite gute Nachricht: Wie bei jedem neuen Feature ist es aktuell so, dass der Werbedruck bei weitem nicht so hoch ist wie bei den schon länger etablierten Werbeformen. Reichweite gemessen im TKP gibt es ca. für die Hälfte im Vergleich zu Facebook und Klicks haben uns im ersten Testmonat ca. ein Drittel auf vergleichbaren Werbeplätzen gekostet.

Und noch mehr: Das Targeting scheint relevant zu sein. Die über Pinterest Ads auf die Website transportierten User blieben auch länger und klickten sich weiter durch als die, die über andere CPC Kampagnen kamen. Und das Beste: Es ist davon auszugehen, dass wir diese ersten Resultate im Durchschnittspreis noch senken können – da die Testbudgets natürlich vorerst recht gering waren, setzen wir erst jetzt mit den ersten Optimierungen ein.

Pinterest Kosten: Und wenn ich jetzt anfange, dann wird es doch eh in ein

Steigt denn jetzt bald jeder ein? Ich kann natürlich nichts versprechen. Aber es ist nicht davon auszugehen, dass die Pinterest Ads Kosten vergleichbar schnell zu den Preisen auf Instagram ansteigen. Warum? Nun, es sind einfach nicht halb so viele Unternehmen auf Pinterest zu finden wie auf Instagram. Für ganz viele scheint es noch immer ein Geheimtipp zu sein. Zugegeben, die Reichweite beträgt ja im Vergleich zu Facebook oder auch Instagram nicht einmal die Hälfte der deutschlandweit zu erreichenden User. Allerdings verfallen auch hier immer mehr Userinnen (nach wie vor ist Pinterest vor allem weiblich geprägt) den Pinnwänden und damit dem nach wie vor inspirativen Netzwerk. Es mag daran liegen, dass ich nun auch über 30 bin (auch wenn ich immer noch glaubhaft versuche, mich meinen Kollegen als 25 zu verkaufen), aber seit einigen Monaten bin ich nun auch nicht mehr nur beruflich auf Pinterest unterwegs. Noch nutze ich es nicht so viel, wie z.B. Instagram. Aber ich habe gelernt, dass man hier niemals nie sagen sollte.

Wie bei allem gilt: Testen, testen, testen! Probier`s doch einfach einmal aus oder lass dich von uns als Social Media Agentur beraten.

Nur das Beste

Adrienne

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