HTTP/2 ist momentan das Zauberwort für schnellere Ladezeiten einer Webseite. Google, Twitter und Facebook setzen es ein. Warum dieses neue Internet Protokoll für eine bessere Nutzererfahrung, für mehr Erfolg einer Website und für mehr Conversions in Online-Shops sorgt, werden wir nun einmal näher beleuchten.

Ladezeitenoptimierung ist seit langem eines der notwendigen SEO-Themen. Mehr Bilder, Videos und Social-Media-Elemente auf immer komplexeren Websites sorgen für eine längere Ladezeit. Mit einer steigenden Anzahl an mobilen Geräten und erhöhter mobiler Internetnutzung geht allerdings der Bedarf an kurzen Ladezeiten einher. Mit HTTP/2 gibt es nun eine Technologie, die hier Bewegung in die bisherige Problematik langsamer Webseiten bringt. Welchen Hintergrund HTTP/2 hat und welche Vorteile sich für die Suchmaschinenoptimierung ergeben, erfahrt ihr hier im Blogartikel.

Die Nachteile von HTTP 1.1

Um über die Vorteile von HTTP/2 zu reden, ist es gut, erst einmal die Nachteile des alten Protokolls zu kennen: Unser altes HTTP 1.1 Protokoll (Hypertext Transfer Protocol) stammt noch aus dem letzten Jahrtausend. Webseiten bestanden damals aus wenigen Elementen, die geladen werden mussten – Seiten wie Facebook oder Twitter waren noch nicht erfunden. Ganz zu schweigen von Videoplattformen oder großen Nachrichtenportalen, so wie wir sie heute kennen. An Smartphones und mobiles Surfen im Web hatte noch niemand gedacht. Eine sehr schnelle Ladezeit einer Webseite war eher nachrangig. Als SEOs oder Seitenbetreiber benötigen wir aber schnelle Ladezeiten – und da passt HTTP 1.1 einfach nicht mehr in die heutige Welt des Internets.

Unterschiede von HTTP 1.1 zu HTTP/2

Das Zauberwort, was HTTP/2 so schnell und damit HTTP 1.1 überlegen macht, nennt sich Multiplexing.

Es geht dabei um die Anzahl der gleichzeitig parallel übertragenen Dateien zwischen Browser und Webserver im Web. Bei dem alten Protokoll HTTP 1.1 sind es, je nach eingesetztem Browser, zwischen vier und acht Dateien, die gleichzeitig zwischen Webbrowser und Server über das Web transferiert werden können. Für jede Datei, die dabei übertragen wird, wird immer wieder eine Verbindung zum Server geöffnet und wieder geschlossen. Für einen Webserver ist das natürlich mit steigendem Traffic eine ziemliche Arbeit, was zu einer Erhöhung der Latenzen (Antwortzeiten) führt und die Ladezeit im Web vom Webserver verlangsamt.

Hier setzt HTTP/2 an: Durch Multiplexing werden alle Dateien parallel übertragen und das auch noch durch eine einzige Verbindung.

Schematische Darstellung: Multiplexing-Auswirkung auf Ladezeit

Schematische Darstellung der Multiplexing-Auswirkung auf die Ladezeit bei HTTP/2 im Vergleich zu HTTP 1.1.

Wie man sieht, ergibt sich alleine schon aus dem unterschiedlichen Verhalten bei dem Transfer ein riesiger Vorteil für das neue Protokoll. Dieser Vorteil kommt umso mehr zum Tragen, je mehr Ressourcen von einer Webseite geladen werden müssen.

Weitere Vorteile von HTTP/2

Intelligentes Laden

Da das Protokoll HTTP 1.1 nur so wenig gleichzeitige Verbindungen zulässt, hat man als OnPage-SEO öfter das Problem der Priorisierung der Daten, die geladen werden sollen. Im Idealfall kann man die Ladereihenfolge so verändern, dass wichtige Dateien wie HTML, CSS oder JavaScripts, die zur Darstellung der Seite wichtig sind, als erstes laden – und im Umkehrschluss unwichtige Dateien wie externe Social Media Dateien zum Schluss geladen werden. So kann der User den wesentlichen Content der Seite schon lesen, bevor sie komplett geladen ist. Das ist aber leider nicht immer möglich.

HTTP/2 dagegen hat so etwas wie eine automatische Priorisierung des Ladevorgangs und nimmt einem diese Arbeit ab. Das ist natürlich enorm praktisch, da bei vielen Webseiten heutzutage sehr viele Ressourcen, auch von extern, geladen werden. Durch das neue Protokoll werden die aktuellen Browser in die Lage versetzt, zuerst die wichtigen Dateien zu laden, die zur Darstellung der aufgerufenen Webseite nötig sind.

Server-Push bei HTTP/2

Server-Push ist bei HTTP/2 ein Verfahren, bei dem der Server an den Browser schon Dateien für die Webseite schickt, ohne dass diese vom Browser vorher angefordert worden sind. Das können z.B. CSS-Dateien sein, die gesendet werden, weil im Vorwege bereits eine HTML-Seite übermittelt wurde.

Die folgende Grafik soll das veranschaulichen:

Server-Push bei HTTP/2: Browser-Server-Kommunikation

Typischer Kommunikationsverlauf zwischen Webserver und Browser. (Bildquelle: © by smashingmagazine.com)

Die Dateien, die es betreffen soll, können in der Webserverkonfiguration angegeben werden: Bei Apache beispielsweise in der für die Domain zuständigen .conf-Datei.

Voraussetzung, um HTTP/2 zu nutzen

Um das neue Protokoll zu nutzen, muss es nur auf dem Webserver aktiviert werden und der User einen halbwegs aktuellen Browser verwenden.

Zusätzlich muss auf dem Server die Webseite mit einem öffentlichen SSL-Zertifikat ausgestattet werden, das die Webseite per HTTPS laden lässt. Technisch würde es im Prinzip auch ohne HTTPS gehen, aber einige Browser unterstützen HTTP/2 nur in Verbindung mit einer HTTPS-Verschlüsselung der Webseite. Ein kostenloses Zertifikat für die Einrichtung von HTTPS bekommt man zum Beispiel bei Let‘s Encrypt. Es lässt sich also festhalten, dass durch HTTP/2 zusätzlich auch die Datensicherheit im Web erhöht wird – wenn auch nur indirekt.

Folgende Browser unterstützen HTTP/2:

Browser mit HTTP/2-Unterstützung

Übersicht der Browser, die HTTP/2 unterstützen (Stand 21.11.2017). (Bildquelle: © by caniuse.com)

Sollte ein Browser verwendet werden, der kein HTTP/2 unterstützt, so wird die Webseite trotzdem aufgebaut, denn das Protokoll ist abwärtskompatibel.

Folgende Webserver unterstützen HTTP/2

Der Webserver Apache unterstützt das Protokoll ab der Version 2.4.17. Wenn NGINX als Webserver-Software im Einsatz ist, wird wenigstens die Version 1.9.5 benötigt. Auch der Microsoft Internet Information Server unterstützt das Protokoll ab der Version Zehn.

Welche Vorteile hat HTTP/2 für SEO?

Was musste man sich nicht alles für die Suchmaschinenoptimierung einfallen lassen, um die Ladegeschwindigkeit trotz beschränkter Übertragung des HTTP 1.1 Protocol für Webseiten zu optimieren. Vieles davon ist nun Dank des neuen Protokolls nicht mehr notwendig.

Ich spreche hier zum Beispiel vom Thema CSS und JavaScript Dateien zusammenführen, um weniger Dateien zu haben, die übertragen werden müssen. Auch das Auslagern von statischen Ressourcen wie Bildern und Skripten auf verschiedene Cookieless Domains, um mehr Dateien parallel laden zu können. Genauso der Einsatz von Lazy Load, damit Bilder erst nachgeladen werden, wenn man in den entsprechenden Bereich scrollt.

All das ist mit HTTP/2 nicht mehr notwendig, da hier alle Dateien parallel und in einem Rutsch übertragen werden. Im Grunde bekommt man eine schnellere Webseite mit weniger Optimierung geliefert. Mit Kompression und einem Cache wird die Geschwindigkeit im Web noch weiter gesteigert.

Schnelle Ladegeschwindigkeiten sorgen für:

  • eine geringere Absprungrate der Website-Besucher
  • eine steigende Anzahl der Seitenaufrufe pro Sitzung
  • eine höhere Verweildauer
  • mehr Verkäufe
  • zufriedenere Kunden

Und das alles freut Google ebenfalls, was sich in besseren Rankings auswirken kann.

Für größere Webseiten im Netz ist ebenfalls interessant, dass sich durch den schnelleren Zugriff auf die Webseite durch den Googlebot das Crawl-Budget erhöhen wird.

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass HTTP/2 und HTTP 1.1 gleichzeitig auf dem Server betrieben werden können. So dient das ältere Protokoll immer als Fallback für das HTTP/2-Protokoll. Somit können auch sehr alte Browser die Seite aufrufen sowie der Googlebot, der in der momentanen Version HTTP/2 Seiten noch nicht aufrufen kann. Es ist also momentan noch dringend anzuraten, immer einen Fallback auf das ältere HTTP-Protokoll zu haben.

Welche Provider/Hoster unterstützen bisher HTTP/2?

Glücklich kann sich schätzen, wer einen Server mit Root-Zugriff hat und diesen selber konfigurieren kann. Denn der ist dann nicht abhängig von seinem Provider und kann das Protokoll mit wenigen Handgriffen auf dem Webserver aktivieren. Das gilt auch, wenn der Server mit der Verwaltungssoftware Plesk betrieben wird.

Sehr mager sieht es dagegen aus, wenn ein Webpaket oder ein Managed Server bei einem Hoster in Deutschland betrieben wird. Hier ist man auf die Hilfe des Unternehmens angewiesen, falls dieses das überhaupt unterstützt. Von den großen Hostern in Deutschland sind mir momentan nur 1&1 sowie all-inkl.com bekannt, die HTTP/2 für Webpacks anbieten. Letzterer auf Anfrage.

Da sich das neue Protokoll aber in Zukunft sicher durchsetzen wird, sollte es in Zukunft immer mehr Hoster und Provider geben, die HTTP/2 anbieten. Am besten einfach regelmäßig mal nachfragen, um den Druck auf die Provider/Hoster zu erhöhen. 😉

Sollte es noch weitere deutsche Anbieter geben, so schreibt diese bitte doch einfach in einen Kommentar.

Als OnPage-SEO-Team bei web-netz sorgen wir dafür, immer die maximale Geschwindigkeit aus deiner Webseite durch Optimierungen herauszuholen und diese von allen Fehlern zu befreien. Das ist die Grundlage einer jeden Optimierung. Wenn du dabei Unterstützung brauchst, dann nimm mit uns Kontakt auf.

Viele Grüße

Unterschrift Matthias Reincke

PS: Hier könnt ihr kostenfrei testen, ob eure Seite bereits HTTP/2 unterstützt: keycdn.com

Bildquelle Titelbild : © by Bet_Noire / iStockphoto.com