Merchandising im Fußball: Deutsche Fußballvereine verschenken Potenziale in Millionenhöhe!

True Story

Ich bin Werder-Fan. Es ist also quasi meine Pflicht, die Kinder in meinem Umfeld zu prägen und sie früh für meinen Verein zu gewinnen. Also habe ich meinem Neffen einen Werder-Schal zum Geburtstag geschenkt. Der Weg führte mich von Google (Bremen Schal) zu Amazon. Nachdem ich meine Auswahl getroffen hatte, wurde mir dort zusätzlich eine BVB-Fahrradklingel angeboten. “Danke, Amazon! Das hilft einem Werder-Fan ja weiter.” dachte und sagte ich laut. “Warum kaufst du nicht direkt bei Werder?” fragte meine Kollegin und traf damit den Nagel auf den Kopf. Die Antwort  ist simpel und hat es in sich: Weil man den Werder-Fan-Shop bei Google nicht ohne weiteres finden kann.

Allerdings, so berichteten mir Kollegen, die Fans anderer Vereine sind, trifft das nicht nur auf Werder Bremen zu, sondern auf fast jeden Vereins-Onlineshop auch.

End of the story?

Nicht ganz. Denn die Frage, warum man bei der Suche nach Fanartikeln nicht ohne Umwege zu seinem Lieblingsverein geleitet wird, bewegt uns als Online-Marketeer natürlich. Kann es wirklich sein, dass kaum ein Verein die Möglichkeiten nutzt, die Suchmaschinen bei professioneller Optimierung und versierter Anzeigenschaltung bieten?

In der großen Bundesliga-Analyse haben meine Suchmaschinen-Kollegen das jährliche Suchvolumen, die SEO-Performance und die SEA-Aktivitäten aller Vereine der ersten drei deutschen Fußball-Ligen analysiert. Und wir wollten es ganz genau wissen: 53 Vereine wurden hinsichtlich ihres Suchmaschinen-Marketings bewertet und miteinander verglichen. Zur Ermittlung des Suchvolumens haben wir 43.470 unterschiedliche Suchanfragen analysiert und sind auf ein Volumen von jährlich 8,6 Mio. Anfragen gekommen, die in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Kauf von Fanartikeln stehen.

Suchmaschinenmarketing-Infografik zur Bundesliga-Analyse mit verschiedenen Fakten

Und plötzlich ist Dresden erstklassig

Es zeigte sich schnell ein deutliches und teilweise überraschendes Bild. Die erste Erkenntnis: Überflieger Bayern holt im Suchmaschinen-Marketing nur den zweiten Platz. Schön, dass andere mal besser sind, möchte man sagen. Die große Verwunderung holt einen ein, wenn man sich die Top10 der SEO-Analyse ansieht: auf Platz sechs begegnet uns hier der Drittligist SG Dynamo Dresden und auf Platz neun trifft man den FC Energie Cottbus. Beide Vereine liegen weit vor Millionenvereinen wie dem VfL Wolfsburg oder dem HSV. Es zeigt sich also ein deutliches Gefälle zwischen den Clubs, die schon die Relevanz von SEO erkannt haben und jenen, die sich offenbar noch nicht darüber bewusst sind, dass verhältnismäßig geringe Investitionen reichen würden, um sich im Ranking gegen Drittanbieter durchzusetzen.

Noch deutlicher wird der Misstand bei der Analyse der Google AdWords. Nur zwölf Vereine nutzen die Werbeform in der Google-Suche, darunter drei Zweitligisten. Sogar die Bronzemedaille geht an den RasenBallsport Leipzig, der zum Zeitpunkt der Analyse noch in der zweiten Liga gespielt hat.

Schlussendlich muss man sagen: Kein einziger Verein nutzt die Möglichkeiten, die Suchmaschinen-Marketing bietet, voll aus. Offensichtlich, so ist unsere Einschätzung, lässt hier eine komplette Branche ein ganzes Vermarktungsfeld unbespielt.

Mehr Fragen als zuvor

Aus Experten-Sicht ist das wenig nachvollziehbar und es folgen viele Fragen aus den unterschiedlichen Marketing-Bereichen: Ist es den Vereinen egal, ob sie ihre Trikots über den eigenen Shop oder über Dritthändler verkaufen? Vielleicht. Möglicherweise ist die Marge des Zwischenhändlers nicht sonderlich groß und die Clubs verdienen an ihren Lizenzprodukten so oder so genug. Aber was ist mit dem Service am Fan? Und wissen die Marketingverantwortlichen, welche Potenziale sie verschenken? Offenbar verzichtet fast eine ganze Branche leichtfertig darauf, Adressen zu generieren und mit den Fans eine veritable Kundenbeziehung einzugehen. Neben E-Mail-Marketing oder Cross-Selling-Angeboten für die Fans könnte man bei den Bestellungen zum Beispiel auch ganz klassisch Beilagen in Aussendungen platzieren, Marktforschung betreiben und die gewonnenen Datensätze für die Kundenbindung nutzen. All diese Chancen liegen derzeit brach, weil die Fussballclubs Deutschlands ihre Fanartikel lieber über Drittanbieter als über die hauseigenen Online-Shops verkaufen lassen.

New Story!

Genaugenommen beginnt also hier erst die Story: Wenn die Vereine, vielleicht mit Hilfe der Analyse meiner Kollegen, erkennen, welches Potenzial in sinnigen SEO- und SEA-Maßnahmen liegt, könnten sie ihrer Online-Marketing-Geschichte völlig neue Kapitel hinzufügen.

Info, sich die Bundesliga-Analyse kostenlos zuschicken zu lassen

Viele Grüße

Maia Unterschrift